Samstag, 29. Oktober 2011

Nachtrag: Dell Arte. Baderstraße, Mainz.

Auch wenn wir uns eigentlich auf Kaffee und Kuchen beschränken, wollen wir doch eine kleine Ausnahme machen. Dass Kaffee und Kuchen im Dell'Arte grandios sind, haben wir bereits berichtet. Jetzt ergab sich aber die Gelegenheit, auch das Frühstück zu testen und wir sind begeistert.


Lauras süße Wahl mit Crêpes, Obstsalat, Joghurt, Toast und Marmeladen sah nicht nur verlockend aus, sondern überzeugte auch durch die gelungene Mischung verschiedener süßer Aromen wie Ahornsirup, Mango und Trauben. Das eigentliche Highlight versteckte sich aber in meinem "Highlander", Rührei mit perfekt gebratenem Schinkenspeck: Super crispy! Und obwohl ich beides eigentlich nicht wirklich mag, habe ich auch Orangenmarmelade und Pastete genossen.


Falls ihr es also besser morgens ins Dell'Arte schafft, empfehlen wir wärmstens das – zu allem Überfluss auch noch erschwingliche – Frühstück.

Freitag, 21. Oktober 2011

POMP. Große Bleiche, Mainz.

Kristallklare Herbsttage sind immer potentiell letzte Möglichkeiten, noch mal einen Kaffee draußen zu genießen – also suchten wir in Mainz ein Café mit sonnigen Sitzplätzen und Decken gegen kalte Beine, und landeten im POMP an der Großen Bleiche.

Das POMP liegt quasi am einen Ende der Mainzer Fußgängerzone (wenn man bei ihr von Enden sprechen kann, schließlich geht sie um ein paar Ecken) an einem Platz und bietet daher unterhaltsamen Blick auf Flaneure. Es dürfte eines der größten Cafés in Mainz sein, mit vielen Sitzplätzen sowohl drinnen als auch draußen.



Wer so viel Platz für Kaffeetrinker hat, muss natürlich auch die entsprechende Kuchenauswahl präsentieren: Karotten-, Zitronen-, Pfirsich-Käse-Kuchen, Chocolate Walnut Brownies und Pflaumenstreuselkuchen. Diese Kuchengalerie kann sich schon sehen lassen. Ausnahmsweise verlasse ich meine sichere Schokoladenbank und entscheide mich für Pflaumenstreusel, Felix versucht den Pfirsich-Käse-Kuchen.



Ich bin wirklich ein großer Fan von Zimt, aber hier muss ich leider sagen: bei den Streuseln auf dem Pflaumenkuchen ist offenbar jemandem die Weihnachtsgewürzmischung ausgerutscht. Das passte nicht zum strahlenden Wetter und war ein verfrühter Weihnachtsoverkill – den die saftigen Pflaumen gar nicht nötig gehabt hätten.
Der Käsekuchen schnitt etwas besser ab, auch wenn sich Pfirsiche ob Ihrer Süße nicht unbedingt als obstige Füllung für den sowieso schon süßen Käsekuchen eignen.

Es gab Zeiten, da wurde man im POMP gefragt, ob man den Kaffee gerne kräftig oder mild trinken möchte – diese Zeiten sind offensichtlich vorbei. Nach all dem fantastisch starken irischen Kaffee (siehe hier und hier) hätte ich mir auch hier einen stärkeren gewünscht, gerne auch mit stabilerem Milchschaum. So war er zwar durchaus trinkbar, aber kein koffeinhaltiges Aha-Erlebnis. Womit man zumindest mich aber immer ein bisschen milder stimmen kann, ist ein Schokoladentäfelchen zum Kaffee.
Felix hat diesmal ganz auf Kaffee verzichtet und eine heiße Milch mit Honig genossen.



Akzeptabler Kuchen, akzeptabler Kaffee – wenn man aber gerade nicht unbedingt einen Platz an der Sonne braucht, muss man zum Kaffeetrinken nicht unbedingt ins POMP. Das empfiehlt sich, wie wir ebenfalls aus Erfahrung sagen können, eher zum Lunch oder Abendessen: Fastfood auf höherem Niveau (die Burger!) und hausgemachte Limonade lohnen den Besuch.













POMP
Große Bleiche 29
55116 Mainz

Dienstag, 18. Oktober 2011

Roter Haubarg. Sand, Witzwort.

Vor gut vierhundert Jahren verliebten sich ein junger und besitzloser Mann und die schöne Tochter eines reichen Bauern, der sein Kind natürlich nicht einfach so einem armen Schlucker überlassen wollte. Dennoch willigte der Bauer in die Hochzeit ein - unter der Bedingung, dass der Jüngling innerhalb einer Nacht ein standesgemäßes Haus errichten sollte.
Von dieser Abmachung erfuhr selbstverständlich der Teufel persönlich und bot dem Jüngling seinerseits einen Deal an: Ein schlüsselfertiges Haus bis zum Morgengrauen gegen seine Seele. Der junge Mann wähnte sich auf der sicheren Seite und erhoffte sich zumindest einen stattlichen Rohbau, der den Bauern zum Einlenken bringen sollte. Doch es kam, wie es kommen musste, der Teufel arbeitete in Windeseile und setzte kurz vor Sonnenaufgang bereits die Fenster in das ansonsten fertige Gebäude ein.
In Angst um seine Seele ersann der Jüngling eine List. Er schlich sich in den Hühnerstall und rüttelte den Hahn wach, der empört durch die nächtliche Ruhestörung laut krähte und den vermeintlichen Morgen ankündigte. Der Teufel tobte vor Wut, hatte er doch gerade erst das hundertste und damit letzte Fenster zur Vollendung des Hauses einsetzen wollen, und musste seine Niederlage eingestehen. Der junge Mann und die schöne Bauerstochter heirateten und bis heute fehlt in dem Haus, das nun Roter Haubarg genannt wird, das letzte Fenster.


Tatsächlich ist der Rote Haubarg ein Bauernhaus niederländischer Bauart, das einen gesamten, landwirtschaftlichen Betrieb unter einem Dach versammelte. Heute befindet sich im Haubarg ein Museum, das die Lebenssituation seiner Bewohner darstellt, sowie ein Café und Restaurant.

Das Innere des Cafés ist freundlich und hell, allerdings für unseren Geschmack ein wenig zu rustikal im Stil älterer Ausflugslokale. Doch ein Besuch im Sommer lohnt sich auf jeden Fall. Aus einem der Strandkörbe auf der Terrasse hat man einen grandiosen Blick auf den großen, einfach gehaltenen Garten mit Bachlauf und malerischer Brücke.


Der Kaffee selbst passt sich leider der Inneneinrichtung an: Der Filterkaffee ist so schwachbrüstig, dass man sich nicht sicher ist, ob es sich um koffeinfreien handelt, und kann nur als Seniorenkaffee bezeichnet werden. Eine Offenbarung ist dagegen der Kuchen. Menschen mit kleinem Appetit sollten sich auf jeden Fall ein Stück teilen, unser Streuselkuchen hätte auch als doppeltes Stück durchgehen können. Und nicht nur die Größe überzeugt, ein simpler Streuselkuchen muss schon sehr gut sein, um in guter Erinnerung zu bleiben. Ebenso positiv hervorzuheben ist die Kuchenauswahl, man wünscht der Backstubenbelegung nur ein wenig mehr Mut zum Experiment.


Beim nächsten Nordseeurlaub empfehlen wir also unbedingt einen Ausflug zum Roten Haubarg, am besten mit dem Rad!







Roter Haubarg
Sand 5
25889 Witzwort

Dienstag, 11. Oktober 2011

Tom's Artisan Bakery. 46 Main Street, Kinsale, Ireland.

Falls Irland die aktuelle Rezession nur mit einer (wahrscheinlich von diversen FDP-Vorsitzenden eingeleiteten) geordneten Insolvenz überstehen sollte, empfehle ich dringend, dass ein Großteil der Iren sich im europäischen Ausland einen Job als Kaffeezubereiter sucht. Kaffee in Irland weckt buchstäblich Tote wieder auf, so auch in der kleinen, aber feinen Tom's Artisan Bakery

Das malerische Café mit angeschlossener Backstube bietet eine Auswahl an Torten, Kuchen, Gebäck und Broten an, die sich wirklich sehen lassen kann. Von traditionellen Scones über europäische Brotvarianten (die zumindest an europäisches Brot erinnern), Plätzchen und Sahnetorte gibt es alles, was das Herz begehrt. Dass ein Cafébesuch in Irland fast doppelt so teuer ist wie in Deutschland wird durch die überzeugende Qualität aber locker wettgemacht. Doch der Reihe nach:


Beim ersten Schluck Cappuccino verbrennt man sich die Zunge, und nicht nur die Hitze ist kräftig. Genauso wie schon in Clonakilty sind Aroma und Stärke so kräftig, wie man es eher in Italien erwarten würde. Dazu noch ein hausgebackenes Plätzchen und die Bestwertung ist im Sturm erobert. Natürlich überlegt man sich im Teetrinkerland Irland gerade beim Anblick eines Rentnergrüppchens mit Teetassen in den Händen, selbst auch einen Tee zu trinken. Dieser Kaffee jedoch lässt solche Gedankenspiele ganz schnell verblassen.


Auch der ausgesuchte Kuchen war ein Volltreffer: Lauras Carrot Cake mit Walnüssen zerfiel angenehm saftig und war ziemlich nahrhaft, weshalb ein Teil des Stücks es auch bis nach Cork geschafft hat. Einzig das Icing hätte einen Spritzer mehr Zitrone vertragen.
Ich hatte mir einen Blechkuchen mit Beerenmischung und einer käsekuchenähnlichen Crème ausgesucht, der rundum überzeugt hat. Vom sehr feinen Zusammenspiel von Belag und Boden einmal abgesehen, war ich vor allem vom handwerklichen Geschick beeindruckt. Man konnte an der Oberfläche des Kuchens die liebevolle Handarbeit erkennen und dem Stück umso lieber den (Speise-)Garaus machen.


Einziges Manko an Tom's Artisan Bakery: Es gibt keine Außenplätze, was bei dem tollen Wetter wirklich schade war.


 




 




Tom's Artisan Café
46 Main Street
Kinsale, Co. Cork

Freitag, 7. Oktober 2011

Gearoidin's Café & Bake, Clonakilty, Ireland

Seit dem Film "Toast", in dem mehrmals eine großartige Lemon Meringue vorkam, war ich auf der Suche nach einer solchen – und fand sie im kleinen Städtchen Clonakilty im Süden Irlands.

Lemon Meringue: Looks like a mess, tastes like heaven
Dort, im kleinen Café "Gearóidín's Café & Bakery" gibt es neben klassischen Lunch-Gerichten eine himmlische Kuchenvitrine mit besagter Meringue, diversen Pies, Cakes, Tartes und natürlich Scones. Bevor man sie im hinteren Bereich des Cafés erblickt, erschlägt einen leider an der schweren Tür der Geruch nach Mittagessen. An den Geruch gewöhnt man sich glücklicherweise schnell und kann sich an einem der beiden Fenstertische oder an vier weiteren niederlassen und zum Bestellen fortschreiten.
In irischen Ferienhäusern findet sich selbstverständlich nur ein Wasserkocher für den Breakfast Tea, aber keine Kaffeemaschine. Deshalb betraten wir dieses Café mit großem Kaffeedurst – und wurden nicht enttäuscht. Denn trotz der allgemeinen Vorliebe für Tee können die Iren hervorragenden Kaffee kochen. In unserem Fall war es eine große Tasse kräftiger Cappuccino, geschmacklich hervorragend und mit einer Wirkung wie Miraculix’ Zaubertrank.
Preis-Leistung beim Kaffee also volle Punktzahl!
Nicht so, leider, beim Gebäck, das in Irland extrem teuer ist.
Die Lemon Meringue – der Lemon Curd hatte eine angenehme Säure, darauf der nicht zu süße Eischnee, unten weich und oben knusprig – war hervorragend, die stolzen 5,00€ habe ich dafür gerne gezahlt. Bei den anderen angebotenen Kuchenstücken empfand ich den Preis von 5,00€ aber als Phantasiepreis: ein Crumble mit Waldbeeren, eine Sahnerolle mit Erdbeeren…nichts, was ich nicht selbst genauso gut hinbekommen würde.
Wer Hunger auf Lemon Meringue hat oder einfach nur einen guten Kaffee trinken will, ist bei Gearóidín also gut aufgehoben. Ansonsten empfehle ich, auf die altbewährten Scones auszuweichen, die mindestens so lecker sind wie die anderen dort angebotenen Kuchen.









Gearóidín's Café & Bakery
18 Pearse Street
Clonakilty, Co. Cork
Republic of Ireland

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Dell Arte. Baderstraße, Mainz.


Versteckt in einer kleinen Seitengasse der Mainzer Altstadt liegt das Café „Dell Arte“. Mag die unscheinbare Lage manchen Nachteil mit sich bringen, für die Atmosphäre des Cafés ist sie jedoch Gold wert. Im „Dell Arte“ ist es nie laut, aufgeregt oder zu voll. Stattdessen wird man von leisen Jazz-Tönen und einer intimen Stimmung begrüßt, die durch rote Wände, dunkles Holz und Leder erzeugt wird. Im Sommer sollte man unbedingt auf dem kleinen Innenhof unterm Feigenbaum Platz nehmen.

Das Café bietet auch eine kleine, aber sehr feine Speisekarte, ein Blick auf die angebotenen Weine lohnt sich ebenfalls. Doch uns interessiert natürlich Anderes:

Die Kaffeeauswahl umfasst alle üblichen Variationen, hervorzuheben ist allerdings der günstige Preis. 2,00 € für einen Cappuccino liegt in Mainz deutlich unter dem Schnitt, und wer viel Milchschaum mag, kommt auch auf seine Kosten.


Das eigentliche Highlight ist jedoch die Kuchenauswahl, insgesamt gab es sechs frische Kuchen und Torten. Wir haben uns für einen Schokoladen-Orangen-Kuchen und einen Käse-Aprikosen-Kuchen entschieden. Während der Aprikosenkuchen die Gelatineschicht nicht unbedingt benötigt hat, ist der Schokoladenkuchen nahezu perfekt. Von der schlichten, aber eleganten Tellerwahl über das Kuchenprofil bis zum fruchtig-herben Geschmack stimmt hier alles.


Besonders im nahenden Winter ist das Dell Arte übrigens zu empfehlen: Zur Auswahl stehen mehr als dreißig verschiedene Sorten von Trinkschokoladen zum Aufwärmen...







Café dell Arte
Badergasse 18
55116 Mainz