Dienstag, 18. Oktober 2011

Roter Haubarg. Sand, Witzwort.

Vor gut vierhundert Jahren verliebten sich ein junger und besitzloser Mann und die schöne Tochter eines reichen Bauern, der sein Kind natürlich nicht einfach so einem armen Schlucker überlassen wollte. Dennoch willigte der Bauer in die Hochzeit ein - unter der Bedingung, dass der Jüngling innerhalb einer Nacht ein standesgemäßes Haus errichten sollte.
Von dieser Abmachung erfuhr selbstverständlich der Teufel persönlich und bot dem Jüngling seinerseits einen Deal an: Ein schlüsselfertiges Haus bis zum Morgengrauen gegen seine Seele. Der junge Mann wähnte sich auf der sicheren Seite und erhoffte sich zumindest einen stattlichen Rohbau, der den Bauern zum Einlenken bringen sollte. Doch es kam, wie es kommen musste, der Teufel arbeitete in Windeseile und setzte kurz vor Sonnenaufgang bereits die Fenster in das ansonsten fertige Gebäude ein.
In Angst um seine Seele ersann der Jüngling eine List. Er schlich sich in den Hühnerstall und rüttelte den Hahn wach, der empört durch die nächtliche Ruhestörung laut krähte und den vermeintlichen Morgen ankündigte. Der Teufel tobte vor Wut, hatte er doch gerade erst das hundertste und damit letzte Fenster zur Vollendung des Hauses einsetzen wollen, und musste seine Niederlage eingestehen. Der junge Mann und die schöne Bauerstochter heirateten und bis heute fehlt in dem Haus, das nun Roter Haubarg genannt wird, das letzte Fenster.


Tatsächlich ist der Rote Haubarg ein Bauernhaus niederländischer Bauart, das einen gesamten, landwirtschaftlichen Betrieb unter einem Dach versammelte. Heute befindet sich im Haubarg ein Museum, das die Lebenssituation seiner Bewohner darstellt, sowie ein Café und Restaurant.

Das Innere des Cafés ist freundlich und hell, allerdings für unseren Geschmack ein wenig zu rustikal im Stil älterer Ausflugslokale. Doch ein Besuch im Sommer lohnt sich auf jeden Fall. Aus einem der Strandkörbe auf der Terrasse hat man einen grandiosen Blick auf den großen, einfach gehaltenen Garten mit Bachlauf und malerischer Brücke.


Der Kaffee selbst passt sich leider der Inneneinrichtung an: Der Filterkaffee ist so schwachbrüstig, dass man sich nicht sicher ist, ob es sich um koffeinfreien handelt, und kann nur als Seniorenkaffee bezeichnet werden. Eine Offenbarung ist dagegen der Kuchen. Menschen mit kleinem Appetit sollten sich auf jeden Fall ein Stück teilen, unser Streuselkuchen hätte auch als doppeltes Stück durchgehen können. Und nicht nur die Größe überzeugt, ein simpler Streuselkuchen muss schon sehr gut sein, um in guter Erinnerung zu bleiben. Ebenso positiv hervorzuheben ist die Kuchenauswahl, man wünscht der Backstubenbelegung nur ein wenig mehr Mut zum Experiment.


Beim nächsten Nordseeurlaub empfehlen wir also unbedingt einen Ausflug zum Roten Haubarg, am besten mit dem Rad!







Roter Haubarg
Sand 5
25889 Witzwort

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